20090611

46.Tag (Mittwoch 10.Juni) - von Arzua nach Monte do Gozo - 36 km

Gegen 9 Uhr machte ich mich von der Pilgerherberge aus auf den Weg. Besonders das erste Stueck dieser Strecke verlief durch schoene Waelder, dann entlang kleinerer Landstrassen.

Horreo in Arzua


Es regnete leider den ganzen Tag in Stroemen, was meiner Laune zunaechst nicht gerade foerderlich war, bis ich dann schliesslich den Regen zu meinem Freund erklaerte. Voellig durchnaesst war ich ja sowieso schon, so genoss ich das Tempo, in dem ich mich fortbewegen konnte - es ging meist leicht bergab - und ich erfreute mich an Dingen wie zum Beispiel den Ausweichmanoevern auf frischen Trampelpfaden, die ueber erhoehte Wiesen oder Waldstuecke fuehrten, wenn die normale Strecke eher einem See als einem Weg glich.

Diese zuegige Bewegung war auch wichtig, damit ich bei dem kalten Wind und Regen nicht zu frieren begann. Zeitaufwendiges Fotografieren fiel auch aus und so schaffte ich mit meiner letzten grossen Tagesetappe stolze 36 km. Fast schon ein wenig wehmuetig dachte ich an die letzten Wochen auf dem Jakobsweg zurueck, obwohl mir nach Abschiednehmen noch nicht zumute war. Durch das Tempo konnte ich einen ganzen Tag gewinnen; ich versprach mir davon auch, so am ehesten wieder auf die Freunde zu treffen, die ich auf dem Camino kennen- und schaetzen gelernt habe.

Mein heutiges Ziel war der "Monto do Gozo", ein Berg kurz von Santiago. Von dort wuerde ich am naechsten Morgen bequem in die Stadt gehen koennen, um mir unter anderem im Pilgerbuero meine Urkunde, die "Compostela", abzuholen und um 12 Uhr die Pilgermesse zu besuchen. Gegen 18 Uhr traf ich am "Monto do Gozo" ein, einem gigantischen Gebaeudekomplex mit mindestens 400 Betten fuer Pilger. Der herrliche Blick auf Santiago fiel wolkenbedingt leider aus oder besser gesagt "ins Wasser". Die anschliessende heisse Dusche tat mir richtig gut. Zum Abendessen legten ein Oesterreicher (der mit dem Fahrrad aus Bregenz seit einem Monat unterwegs ist) und ich den Rest unseres Proviants auf den Tisch und jeder nahm sich reichlich.