20090602

38.Tag (Dienstag 02.Juni) - von Berducedo nach Grandas de Salime - 20 km

Nach dem Fruehstueck musste ich feststellen, dass meine Sonnenbrille nicht mehr da ist, die ich am Vorabend in ein Regal in der Kueche gelegt hatte. Cosima meinte, sie sei gestern Abend von einem Taxifahrer, der Sachen von einem Schweizer Paar abgeholt hatte, mitgenommen wurden (die beiden Schweizer hatten sich am Vorabned mit letzter Kraft zur Herberge geschleppt und hatten sich dann mit einem Taxi zum naechsten Etappenziel bringen lassen, da die Herberge in Berducedo schon voll war). So ging ich heute eben ohne Sonnenbrille los und bedauerte den Verlust.

Meine heutige Strecke fuehrte mich zunaechst auf einem schattigen Waldweg leicht bergab, dann auf der Strasse. Ab dem naechsten Ort war dann ein enorm steiler und ewig langer Anstieg auf der Strasse zu bewaeltigen. Dann ging es Gott sei Dank wieder leicht bergab und nach geraumer Zeit erreichte ich eine Weggabelung, an der es sich Cosima gemuetlich gemacht hatte. Wie sich herausstellte, wartete sie dort auf mich. Sie hatte tatsaechlich meine Sonnebrille in der Hand und fragte mich, ob diese denn meine sei, was ich bestaetigte - ich konnte es kaum fassen!

Cosima erklaerte mir die Zusammenhaenge: ein paar Spanier hatten sich - gerade als sie auch dort war - an dieser Wegkreuzung absetzen lassen, um dort ihre heutige Wanderung zu beginnen und da hatte sie den Taxifahrer gleich nach der Brille gefragt. Und diese war tatsaechlich auch im Taxi, denn die Schweizer hatten sie dort zurueckgelassen, weil sie ihnen ja nicht gehoerte. Eine tolle Geschichte und ich war froh, meine Sonnenbrille wieder zu haben.

Den weiteren Weg gingen Cosima und ich an diesem Tag gemeinsam und wir hatten dabei sehr gute Gespraeche ueber Gott und die Welt. Der Weg fuehrte uns durch ueppig bluehende Heidelandschafen, der Nebel hing noch in den Taelern. Wir kamen an der Kapelle von Buspol mit seinem ruehrend schoenen Altar vorbei, der mich an den Stil naiver Malerei erinnerte.


Altar in der Kapelle von Buspol


Dann sahen wir schon von Weitem unser Etappenziel Grandes de Saline zum Greifen nah, doch der Schein truegte. Wir mussten erst tief ins Tal hinunter und kamen dabei durch einen herrlichen Kastanienwald. Dann mussten wir um einen Stausee herumgehen, um auf der anderen Seite dann schliesslich ueber eine steil und vor allem lang ansteigende Strasse und spaeter einem sehr schoenen Pfad durch meterhohen Farn unserem Tagesziel naeher zu kommen.


Blick ueber das Tal auf Grandas de Salime


Die dortige Herberge war sehr bescheiden und auch schmutzig, so dass sie erst einer Reinigung unterzogen werden musste. Neben uns Pilgern schlief dort eine Obdachlose von etwa Mitte 50, die offensichtlich keine Spanierin war und irgendwie in Spanien gestrandet sein musste. Sie hatte einen kuriosen Handwagen dabei, der mit einem mit Herzchen verzierten Umhang versehen war; in diesem transportierte sie ihr Hab und Gut, das aus zahlreichen Kleidungsstuecken bestand. Diese Begnung machte uns ziemlich betroffen und Cosima, Jaqueline, Joachim, Heidi und ich raetselten ueber das Schicksal dieser Frau, die sich am naechsten Morgen mit "Auf Wiedersehen" bei uns verabschiedete.