20090606

39.Tag (Mittwoch 03.Juni) - von Grandas de Salime nach Fonsagrada/Padron - 26 km

Am heutigen Morgen kam ich nach einem improvisierten Fruehstueck - Jaqueline hatte mit ihrem Mini-Kocher wieder hervorragenden Kaffee gekocht - schon aussergewoehnlich fruehzeitig los, naemlich schon um halb acht. Ich hatte mir deshalb vorgenommen, heute einen Gang langsamer einzulegen, um beim Gehen die Seele richtig baumeln lassen zu koennen.

In Castro kam ich an den Ausgrabungen einer Burg aus dem 8. Jahrhundert vorbei, dann an einer sehr schoenen Kapelle (Ermita de San Lazaro de Padraira), wo ich ein paar aufnahmen machte (und dazu auch den Polfilter abschraubte, aber dazu spaeter mehr...). Mein Weg fuehrte mich zunaechst ueber durch Farn gesaeumte Pfade, dann leider auf einer im Bau befindlichen Strasse, die mir reichlich ueberdimensioniert vorkam. Schliesslich ueberquerte ich am Pass "Alto del Acebo" die Grenze zwischen Asturien und Galizien, wo ich im einzigen Haus von Acebo, naemlich einer Bar, Jaqueline traf.

Meterhoher Farn

Nach meiner Mittagspause, die ich dort verbrachte, machte ich mich auf den Weg, blickte nochmals auf den Pass zurueck, und bemerkte, als ich ein paar Bilder machte, den Verlust meines Polfilters. Mir war sofort klar, dass ich ihn in der schoenen Kapelle kurz hinter Castro liegen gelassen hatte, das lag jedoch bereits 7 km zurueck. ich ueberlegte, ob ich auf den Filter verzichten solle und welche Chancen ueberhaupt bestehen, den Filter wiederzubekommen.
Ich sah, dass vor der Bar, in der ich gerade Rast gemacht hatte, zahlreiche Lastwagen standen, von denen mich auf meinem letzten Abschnitt der Strecke viele ueberholt hatten und die fuer den dortigen Strassenbau unterwegs waren. So ging ich gegen 13 Uhr zurueck zur Bar und fragte, ob einer der Fahrer Englisch spricht. Ich hatte Glueck, einer der Fahrer erklaerte mir, dass er mich zurueck bis Castro nehmen koenne, wenn ich bis 14 Uhr warten wuerde, bis die Mittagspause vorbei sei. So kam ich wieder an meinen Polfilter, der in der Kapelle immer noch neben drei brennenden Kerzen lag. Auf meinem Rueckweg zum Pass ging ich auf der Strasse in der Hoffnung, ein Auto wuerde mich wieder bin dorthin mitnehmen. Und tatsaechlich, nachdem ich etwa 10 Minuten zu Fuss unterwegs war, kam genau derselbe Fahrer, der mir eben erst geholfen hatte, jetzt aus der anderen Richtung. Er betatigte die Lichthupe, hielt neben mir an und freute sich mit mir ueber den "organisatorischen Erfolg". Ueber Sprechfunk gab er diese Erfolgsmeldung an seine Kollegen weiter, denn ich verstand immerhin soviel, dass er lachend ueber den "Peregrino" (Pilger) berichtete. Am Pass "Alto del Acebo" liess er mich wieder aussteigen und bat mich, mich zu damit beeilen, denn sein Chef wwar wohl in der naehe. Ich wollte ihm aus dank noch etwas zustecken, er lehnte jedoch entschieden ab und verabschiedete mich mit einem "good bye friend!".


LKW am Pass "Alto del Acebo"

So ging ich etwa an der Stelle weiter, an der ich meine heutige Wanderung abgebrochen hatte. Ich war jetzt also in Galizien und mir fiel auf, das der Jakobsweg hier anders gekennzeichnet wir als in Astrurien. Neben gelben Pfeilen und den Muschelsymbolen, die hier nur umgedrecht dargestellt werden, gibt es ausserdem Wegweiser mit einer stilisierten Muschel, diese sieht genauso aus wie eine Sonne - die Sonne begleitet mich also auf meinem weiteren Weg.

Nur mit meinem anfangs fuer diesen Tag urspruenglich geplanten langsamen Schlendern war es an diesem Tag ja nichts mehr, denn durch meine "Polfiltergeschichte" war ich schon recht spaet dran, zumal ich mich an einer Strassen-Baustelle noch verlief und meinen Irrtum nach etwa einem Kilometer bemerkte. Obwohl ich mein Tagesziel Fonsagrada, das auf der Hoehe lag, schon lange von weitem sah, kam ich erst gegen 20 Uhr in der Herberge an, wo sich Jaqueline, Cosima, Joachim und Heidi sehr ueber mein Eintreffen freuten (was mich wiederum sehr freute). Am Abend gab es noch ein tolles Abendessen - Joachim und Heidi hatten gut und scharf gekocht - bevor ich frueh ins Bett ging, um mich vom Abenteuer des heutigen Tages zu erholen.


Blick ueber das Tal nach Fonsagrada