20090505

9. Tag (Montag 4.Mai) - von Pamplona nach Leitza - 15 km zu Fuss

Da mein Weg in Pamplona den Camino Frances, den Hauptweg der Santiago-Pilger kreuzte, traf ich in der Casa Paderborn natuerlich auf Pilger, die wohl fast ausnahmslos auf dem Camino Frances nach Santiago pilgerten. Als ich hier einem Italiener, mit dem ich das Zimmer teilte, auf die uebliche Frage "woher" und "wohin" meine spezielle Strecke erlaeuterte, erklaerte mich dieser kurzerhand fuer verrueckt.

Das Fruehstueck in der Casa Paderborn war (wie nicht anders zu erwarten) perfekt, es gab endlich mal wieder richtig deutschen Kaffee, was nicht heissen soll, dass der Spanische Café nicht ebenso gut ist, denn dieser schmeckt sogar ausgezeichnet (mir besonders der "Cafè con leche" - also mit Milch). Um halb Acht mussten alle Pliger die Herberge verlassen haben. Da das Kaufhaus, in dem ich mir neue Stoecke besorgen wollte erst um 10 Uhr oeffnete, schlenderte ich nach Verlassen der Herberge durch die engen und malerischen Gassen von Pamplona.


In der Altstadt von Pamplona















Da allerdings auch das Museum von Navarra erst um 10 Uhr oeffnete musste es bei einer aeusserlichen Betrachtung des Gebaeudes bleiben, worueber ich eigentlich auch nicht ungluecklich war.

Leider gab es im Kaufhaus keine gefederten Stoecke, wie ich diese vorher hatte, aber ich bin froh, ueberhaupt welche bekommen zu haben. Zukuenftig muss ich besser aufpassen, dass mir nichts abhanden kommt.

Gegen 11 Uhr begab ich mich zum Busbahnhof, der in Pamplona ganz neu und unterirdisch angelegt worden ist. Ich hatte Glueck, denn gleich in einer Viertelstunde fuhr der Bus nach Mugiro. Nach einer halben Stunde Fahrzeit war das Ziel erreicht und beim Aussteigen aus dem Bus tat sich eine voellig neue Welt auf. Inmitten von Nebelschwaden und beginnendem leichten Regen stand ich in einer Landschaft, wie sie im Voralpenland nicht anders aussehen koennte.

Die Strecke die jetzt fuer mich begann, nennt sich "Via Verde del Plazoaola" (der gruene Weg von Plazaola) und hat mit dem Jakobsweg an sich gar nichts zu tun. Ich suchte bei der Planung der Wegstrecke zuhause einfach einen Uebergang vom "Aragonischen Weg" (Camino Aragonés) zum "Kuestenweg" (Camino de la Costa), weil mir auf dem Hauptweg (Camino Frances) zu viele Leute unterwegs sind und ich keine Lust hatte, mich dort am Wettrennen um Herbergsbetten zu beteiligen. Ausserdem soll der Kuestenweg landschaftlich wesentlich reizvoller, wenn auch wesentlich anstrengender sein, da es staendig auf und ab geht.


Auf der Via Verde del Plazaola














In voelliger Ruhe und fast alleine fuehrte mich der Weg auf einer stillgelegten Eisenbahnstrecke entlang, die einst Pamplona mit San Sebastian verband durch eine Landschaft, die Assoziationen an die kleinen Taeler meiner Heimat weckten. Beim Gedanken an den hier einst fahrende Dampfzug musste ich an "Jim Knopf und die Wilde 13" denken. Die Landschaft wird durch Almen, auf denen zahlreiche Schafherden grasen - auf die man spaetestens durch deren Glockengebimmel aufmerksam wird - und durch naturbelassene Waelder bestimmt. Begleitet wird der Weg immer wieder durch das Rauschen von Baechen und durch mehr oder weniger imposante Wasserfaelle.

Eine besondere Abwechslung auf diesem Weg bieten die zahlrreichen Tunnels, die durchwandert werden (insgesamt 41!), von denen der laengste 5 km lang ist (dieser darf jedoch nur auf eigene Gefahr betreten werden). Das war schon ein eigentuemliches Gefuehl, 5 km in einem Tunnel zu Fuss zurueckzulegen. Ohne die Stirnlampe, die mir Johanna geschenkt hatte, haette ich diesen Weg nicht gehen koennen. Besonders merkwuerdig war der Moment, als ich mitten im Tunnel war und von beiden Seiten keinen Lichtstrahl mehr sehen konnte. Von oben und von den Seiten tropfte immer wieder Wasser, zum Teil handelte es sich dabei um richtige Wasserfaelle. Ich begann darueber nachzudenken, wie gut sich diese Erfahrungen des Dunkels und des wiederkehrenden Lichts sinnbildlich in einen Jakobsweg einfuegen. Natuerlich war ich erleichtert, als ich diesen langen und "verbotenen" Tunnel wieder verlassen hatte.


Ankunft in Leitza















Nach ca. 15 km erreichte ich das Dorf Leitza, einen Ort mit ca. 2800 Einwohnern. Im Gegensatz zu den bisherigen Erfahrungen in Spanien wurde ich hier als Wanderer von den Einwohnern misstrauisch beaeugt und wenn ich jemanden nach dem Weg fragte, beschraenkte sich die Antwort wirklich nur auf das Allernotwendigste. Eine Frau zeigte mir schliesslich den Weg zur Gaststaette (mit Hotel) des Ortes. Die Gaststaette, es war ca. 17 Uhr, war voll, ausschliesslich urige Maenner, zum Teil mit gezwirbelten Baerten. Der Sohn des Wirts sprach englisch und so konnte ich mich verstaendlich machen. Er klaerte mich auch darueber auf, dass in Leitza nicht mehr Kastellanisch sondern Baskisch gesprochen wird. Baskisch ist mit den drei anderen spanischen Sprachen weder verwandt, noch gibt es irgendwelche Aehnlichkeiten. Es ist die aelteste Sprache Europas, wahrscheinlich der letzte Rest der Sprachen, die vor Jahrtausenden die ersten Europaeer gesprochen haben.