Gehen und dabei die Gedanken schweifen lassen, das geht besser mit dieser inneren Ruhe, die wahrscheinlich auch erst bei laengerem gleichmaessigen Schreiten einsetzen kann. Bei den Wegen, wie ich sie bislang oft an der Kueste gehen musste, war hierfuer oftmals kein Platz, denn die Gedanken hatten in erster Linie ganz banalen Fragen zu folgen, die mit der Organisation des eigentlichen Gehens, des Weiterkommens auf dem Weg zu tun hatten. Das galt natuerlich ganz besonders bei den schlechten Wegeverhaeltnissen, wie ich sie in den letzten Wochen aufgrund des aufgeweichten Bodens oftmals vorgefunden habe. Natuerlich hat aber auch das Gehen solch schwieriger Wege seine eigenen Reize, besonders dann, wenn sich unvermutet von einer Sekunde zur naechsten ganz herrliche Ausblicke auftun, die man in dem Moment gar nicht erwartet haette.
Naja, kurz und gut, ich habe jetzt eigentlich auch genug vom Kuestenweg gesehen bzw. ihn jetzt genug erwandert. Ich glaube, der Weg, der jetzt auf mich zukommt spricht mich stimmungsmaessig intensiver an und ich bin gespannt, was dieser neue Camino alles so bringt.
Insofern ist ein Zwischenstopp in Oviedo gut, einen Gedankenstrich zu ziehen, den bisherigen Weg ein wenig sacken zu lassen, bevor die Herausforderungen des landschaftlich schoensten, aber wohl auch haertesten Jakobsweges auf mich zukommen, denn der Camino Primitivo verlaeuft von Oviedo aus quer ueber die Berge Asturiens und Galiziens in Richtung Santiago.
Kathedrale von Oviedo
Am Abend dann ein Kontrastprogramm: Beim Schlendern durch die Gassen der Altstadt fiel mir auf, dass die Bars recht gut besucht waren, denn das Fussballspiel Barcelona gegen Manchester United wurde gerade life uebertragen. In einer Stundentenkneipe habe ich das Spiel mitverfolgt und war von dem Enthusiasmus der Spanier ueberwaeltigt. Da diese auch deutlich gewonnen hatten, waren sie natuerlich nicht mehr zu bremsen, fielen sich bei Toren in die Arme, es war eine unbeschreiblich losgeloeste und tolle Stimmung. Als ich gegen halb elf wieder in die Herberge kam, waren alle Betten leer, die anderen Pilger waren ja weitergezogen. Ein freudiges Wiedersehen gab es mit Christine aus Esslingen, die ich in La Isla schon kennengelernt hatte und die mit Jaqueline aus Frankreich ueber das Kloster Valdedios heute in Oviedo angekommen war.
Kirche San Juan El Real in Oviedo