20090527

32.Tag (Mittwoch 27.Mai) Oviedo

Fuer den heutigen Tag hatte ich mir wieder mal einen "wanderfreien Tag" gegoennt, um auszuruhen und mir Oviedo ein wenig anzuschauen, die erste Stadt abseits des Kuestenwegs, den ich ja gestern verlassen hatte, um auf den "Camino Primitivo", den aeltesten aller Jakobswege ueberzuwechseln. Auf diesem neuen Weg, der abseits der Kueste und somit der Fremdenverkehrsmetropolen liegt, gefaellt mir die Athmosphaere besser. Ich bilde mir ein, es ist ruhiger und besinnlicher, die Leute sind etwas freundlicher (immer wieder wurde mir wieder ein "Buen Camino" zugerufen) und ich merkte, wie eine innerere Ruhe langsam wieder Platz von mir ergriff.

Gehen und dabei die Gedanken schweifen lassen, das geht besser mit dieser inneren Ruhe, die wahrscheinlich auch erst bei laengerem gleichmaessigen Schreiten einsetzen kann. Bei den Wegen, wie ich sie bislang oft an der Kueste gehen musste, war hierfuer oftmals kein Platz, denn die Gedanken hatten in erster Linie ganz banalen Fragen zu folgen, die mit der Organisation des eigentlichen Gehens, des Weiterkommens auf dem Weg zu tun hatten. Das galt natuerlich ganz besonders bei den schlechten Wegeverhaeltnissen, wie ich sie in den letzten Wochen aufgrund des aufgeweichten Bodens oftmals vorgefunden habe. Natuerlich hat aber auch das Gehen solch schwieriger Wege seine eigenen Reize, besonders dann, wenn sich unvermutet von einer Sekunde zur naechsten ganz herrliche Ausblicke auftun, die man in dem Moment gar nicht erwartet haette.

Naja, kurz und gut, ich habe jetzt eigentlich auch genug vom Kuestenweg gesehen bzw. ihn jetzt genug erwandert. Ich glaube, der Weg, der jetzt auf mich zukommt spricht mich stimmungsmaessig intensiver an und ich bin gespannt, was dieser neue Camino alles so bringt.

Insofern ist ein Zwischenstopp in Oviedo gut, einen Gedankenstrich zu ziehen, den bisherigen Weg ein wenig sacken zu lassen, bevor die Herausforderungen des landschaftlich schoensten, aber wohl auch haertesten Jakobsweges auf mich zukommen, denn der Camino Primitivo verlaeuft von Oviedo aus quer ueber die Berge Asturiens und Galiziens in Richtung Santiago.


Kathedrale von Oviedo
Neben der Hauptsehenswuerdigkeit der Stadt, der Kathedrale, besichtigte ich in Oviedo neben dem dortigen Museum ganz in der Naehe auch das Benediktinerinnenkloster zur morgendlichen "Laudes". Kurz vor halb neun wurde das schwere Eisentor innerhalb der dortigen Klosterkirche geoeffnet und Besuchern erlaubt, neben den Reihen der Nonnen im Chor Platz zu nehmen. Die Gesaenge waren von einfacher und schlichter Schoenheit, wobei die wunderbare Akustik der Kirche zu einem vollen und ergreifenden Klangbild verhalf, das mich sehr beeindruckte. Danach kam eine Nonne, welche die Kirche wieder verschloss, auf mich zu und fragte mich sehr freundlich nach meinem Weg, wo ich schon ueberall gewesen sei.

Am Abend dann ein Kontrastprogramm: Beim Schlendern durch die Gassen der Altstadt fiel mir auf, dass die Bars recht gut besucht waren, denn das Fussballspiel Barcelona gegen Manchester United wurde gerade life uebertragen. In einer Stundentenkneipe habe ich das Spiel mitverfolgt und war von dem Enthusiasmus der Spanier ueberwaeltigt. Da diese auch deutlich gewonnen hatten, waren sie natuerlich nicht mehr zu bremsen, fielen sich bei Toren in die Arme, es war eine unbeschreiblich losgeloeste und tolle Stimmung. Als ich gegen halb elf wieder in die Herberge kam, waren alle Betten leer, die anderen Pilger waren ja weitergezogen. Ein freudiges Wiedersehen gab es mit Christine aus Esslingen, die ich in La Isla schon kennengelernt hatte und die mit Jaqueline aus Frankreich ueber das Kloster Valdedios heute in Oviedo angekommen war.


Kirche San Juan El Real in Oviedo