20090527

31.Tag (Dienstag 26.Mai) - von Valdedios nach Oviedo - 30 km zu Fuss

Nach schlecht geschlafener Nacht bin ich gegen 7 aufgestanden, um rechtzeitig zur Messe um halb neun an der Klosterkirche zu sein, alles schon gepackt, damit ich mich danach dann gleich auf den Weg machen kann. So war ich kurz vor halb neun vor der Klosterkirche und erstaunt, dass kein Mensch weit und breit zu sehen war, auch war die Kirchentuer noch mit einem zusaetzlichen Tor verschlossen worden. Natuerlich dachte ich, wahrscheinlich habe ich da was falsch verstanden und die Messe ist wahrscheinlich erst am Abend.

Chor der Klosterkirche Valdedios
Daher machte ich mich auf den Weg und ging aufgrund der merkwuerdigen Beschreibung in meinem Fuehrer in die falsche Richtung, denn dort stand: "Weiter geht es in der Richtung aus der Sie gekommen sind". Nachdem ich auf die Weise bis zur naechsten Strassenkreuzung gekommen war, passte von der Wegbeschreibung dann schliesslich gar nichts mehr, so dass ich umkehrte in der Gewissheit, dass die entgegengesetzte Richtung stimmen muss. Als ich auf diese Weise nochmals am Haupttor des Klosters vorbeikam , sah ich vor der Kirche den Priester aufgeregt hin- und herlaufen, der sichtlich erleichtert war, als er mich sah. Ich ging natuerlich - als wenn ich nie woanders haette hingehen wollen, sofort durch das Tor und auf ihn zu. Da er kein Englisch sprach, waren ja auch keine peinlichen Fragen zu erwarten. Er schien jedenfalls wie ich sehr froh zu sein und machte mir ein Zeichen, mit ihm in die Kirche zu gehen und im Chor Platz zu nehmen. Dann verschwand er in der Sakristei um sich das Messgewand ueberzuziehen. So nahm ich das erste mal an einer Heiligen Messe teil, an der ausser dem Priester und mir keine weitere Person in der Kirche war. Diese Situation war so aussergewoehnlich und scheinbar unwirklich, dass mir hier die Worte fehlen, dieses Erlebnis richtig zu beschreiben. Waere ich nicht vor der Messe den falschen Weg aus dem Kloster gegangen, haette ich das wohl bewegendste Erlebnis meines bisherigen Jakobsweges verpasst.


Klosterkirche Valdedios













Nach der Messe hatte ich auf meinem weiteren Weg erst einmal enorme Steigung zu ueberwinden. Im naechsten Dorf wollte ein lieber kleiner Hund mit mir mitkommen, aber ich konnte ihn zu seinem Glueck gerade noch dazu bewegen daheim zu bleiben. Der weitere Weg bis nach Oviedo ging, laengere Zeit leider wieder im Regen, meist ueber kleinere Strassen und Feldwege, ich kam aber gut gelaunt am spaeten Nachmittag in Oviedo an, wo ich mir fuer die letzten 4-5 Kilometer der Strecke innerhalb der Stadt den Bus goennte.

Die dortige Herberge machte erst um 19 Uhr auf, sodass noch ein wenig Zeit blieb fuer einen Café. Meiner Bitte, auch zwei Tage bleiben zu koennen, stimmte der Herbergsvater zu und ueberliess mir erfreulicherweise auch einen Schluessel zur Herberge. Als erster von allen 16 Besuchern fiel ich gegen 22 Uhr hundemuede ins Bett. Aus meinem Schlaf wurde ich allerdings irgendwann durch die in dieser Nacht besonders vielfaeltigen Schnarchvariationen meiner lieben Mitpilger geweckt, die mit "schnorchelnd", "fiepsend", "roechelnd" bis "roehrend" charakterisiert werden koennen.