20090527

30.Tag (Montag 25.Mai) - von La Isla nach Valdedios - 32 km

Am Morgen waehlte ich bis zum naechsten Ort als kuerzesten Weg die Strasse, denn durch mein gestriges Verlaufen war mir die Gegend, durch die der regulaere Camino geht, ja schon sehr gut bekannt. Dort nahm ich in der naechsten Bar ein hervorragendes Fruehstueck ein. Auf schoenen, zum Teil jedoch sehr steilen Wegen ging es dann weiter, vor Villaviciosa allerdings auf zum Teil sehr schlammigen Wegen. In Piesca kam ich an einer wunderschoenen praeromanischen Kirche vorbei. Eine Frau aus dem Ort, die den Schluessel verwahrt, fuehrte mich durch die Kirche.

Praeromanische Kirche in Priesca













Ich hatte mich entschieden, bis nach Valdedios weiterzugehen, wo das dortige Zisterzienser-Kloster eine Pilgerherberge hat. Der letzte Abschnitt des Weges wurde zunehmend anstrengend und mir taten die Fuesse weh - einschliesslich das linke Knie (in meiner Heimat Hohenlohe gehen die Fuesse wirklich bis zu den Hueften). Aber Valdedios war mein Etappenziel und so schleppte ich mich mehr oder weniger durch den wieder einsetzenden Nieselregen.


Kapelle am Kloster Valdedios













Am Kloster angekommen, klingelte ich wie immer am Portal: keine Reaktion. Ich klingelte noch ein paar Mal: immer noch keine Reaktion. Dann hoerte ich schliesslich Stimmen, ganz in der Naehe des Portals musste also jemand sein. Ich klopfte mehrmals laut an die schwere Holztuer. Ein Priester und ein Moench oeffneten mir und ich aeusserte mein Anliegen, was ich ja inzwischen perfekt auf Spanisch konnte. Der Moench sprach Englisch, was die weitere Kommunikation erheblich erleichterte bzw. erst ermoeglichte. Es gaebe zurzeit ein Problem, eine komplizierte Situation fuer das Kloster, die Moenche seien nicht mehr da, sie seien in Oviedo, das heisst es gaebe in Valdedios keine Glaubensgemeinschaft mehr, an der ich jetzt teilnehmen koenne. Die separat zugaengliche Herberge sei aber verfuegbar. Zu meiner Frage, ob am naechsten Tag Gottesdienst sei, wurde mir dies bestaetigt, um halb neun in der Klosterkirche, ich koenne teilnehmen, die Kirche sei dann offen.


Herberge im Kloster Valdedios













Es gaebe allerdings noch ein praktisches Problem, in der Herberge gaebe es naemlich kein Warmwasser. Ich koenne aber im Kloster duschen. So wurde ich ueber mehrere Stockwerke und Treppen, durch lange Gaenge vorbei am Kreuzgang durch das menschenleere Kloster gefuehrt und zu einer verwaisten Moenchsstube gebracht, von der ich puenktlich nach einer halben Stunde von beiden wieder abgeholt, zum Portal geleitet und mit freundlichen Worten verabschiedet wurde.

In der Pilgerherberge schaltete ich den im Raum befindlichen Luftentfeuchter an, leerte die im Geraet befindliche volle Schale mit Wasser aus und ging zu einem Restaurant, dem einzigen Haus in unmittelbarer Naehe des Klosters. Dieses hatte Gott sei Dank geoeffnet und so kam ich noch zu einem wohlverdienten und gut saettigenden Pilgermenue. Zurueck in der Herberge, schlupfte ich mit meinen Kleidern am Leib in den Schlafsack und schlief so als einziger Pilger in einem kalten und relativ feuchten Schlafsaal. Zumindest versuchte ich zu schlafen. Und das, obwohl niemand schnarchte - vielleicht fehlten mir aber auch schon die entsprechenden Geraeusche der lieben Mitpilger. Das Geraeusch des Luftentfeuchters fing naemlich an, mich entweder an unsere Trockenmassnahmen nach dem Hochwasser zu Hause zu erinnern oder an den Luefter meines PC. Irgendwann in der Nacht schaltete ich das Geraet ab, was dann jedoch zur Folge hatte, dass das bloede Ding in regelmaessigen, aber immer laenger werdenden Abstaenden tropfte: Tropfen fuer Tropfen fiel in die Wasserschale. Ich stellte mir den Wassertropfen in einem Donald Duck-Zeichentrickfilm vor, in dem ein tropfender Wasserhahn bei Donald zu Schlafproblemen gefuehrt hatte: der Tropfen wurde langsam, ganz langsam immer groesser und groesser, bis er sich dann - inzwischen ueberdimensional gross - ganz langsam vom Hahn loeste und sich, der Schwerkraft folgend, einem vollem Wasserbecken zubewegte um dort schliesslich geraeuschintensiv aufzuschlagen - Donald blinzelte zuerst nur ab und zu und war dann selber irgendwann dem Platzen nahe - zeichentricktechnisch herrlich umgesetzt!