Heute war der Weg nicht physisch anstrengend zu gehen, im Gegenteil, es ging flott voran, dies allerdings in einer Umgebung, die heraus aus der Grossstadt, durch schmuddelige Vororte und zersiedelte Stadtrand-Landschaften fuehrte. In Santander wollte ich ja noch ein paar Besorgungen erledigen: Geld abheben, Obst und Muesli-Riegel besorgen sowie Duschgel, das mir inzwischen ausgegangen war. In der Bank, in der ich das Geld abhob, haette ich beinahe wieder meine beiden Stoecke stehen lassen. In einem Vorort kam dann an einem kleinen Tante-Emmaladen vorbei, in dem ich mein Proviant bekam (die "Emma" uebrigens war super nett und freute sich mit mir, als ich die 2 Orangen und 2 Bananen gerade so im Rucksack verstauen konnte). Fehlte mir also noch das Duschgel. Als ich an einer Farmazia (Apotheke) vorbei kam, ging ich spontan hinein, um nach einer kleinen Packung Duschgel zu fragen (wuerde man zuhause bestimmt nie auf die Idee kommen). Die nette Apothekerin fragte mich gleich, wo ich meinen Pilgerweg begonnen haette und wo ich ueberall war, und brachte mir dann gratis zwei Probeflaeschchen Badegel, also genau das, was ich brauchte. Sie erzaehlte mir noch, dass sie selber schon nach Santiago gepilgert ist und dass der Camino Primitivo, den ich noch vor mir habe, wunderschoen sein soll.
Der Weg ueber eine an sich fuer Fussganger gesperrte Eisenbahnbruecke brachte eine Abkuerzung von 7 km, deshalb wird diese von vielen Anwohnern und Pilgern empfohlen. Ausgerechnet als ich mitten auf der Bruecke war (und dann auch noch auf meiner Seite!) kuendigte sich ein Zug von hinten durch mehrmaliges lautes Pfeifen an. Ich drueckte mich links an einen Pfeiler und sah nur noch, wie der Zug an mir vorbeischoss.
Abkuerzung ueber Eisenbahnbruecke
An einer schoenen Wegstelle an einem Bach, an der ich meine Mittagspause machte, holte mich Alfred aus Salzburg ein und wies mich darauf hin, dass es in den naechsten Tagen ein Problem geben koennte, da die Bruecke zwischen Comillas und San Vincente de la Barquera wahrscheinlich gesperrt sein wird, so dass sich dann ein Umweg von ca. 30 km ergeben wuerde - eine wichtige Information.
Weg in der Naehe von Polanco
In der Folge des Weges kam ich dann durch Polanco, ging ewig neben Rohrleitungen her und passierte dann die weitlaeufigen Produktionsanlagen des internationalen Industriegiganten Solvay.
Iris beim Abstempeln des Pilgerpasses
Als ich den Ort Viveda wieder verlassen hatte wurde der Weg zunehmend schoener und ich naeherte mich dem Ort Camplengo, wo ich mir die Pilgergerberge Arco Iris als Tagesziel ausgesucht hatte (von Polanco als urspruenglichem Ziel hatte ich Abstand genommen, da ich aus dieser Industrie-Umgebung so schnell wie moeglich wieder weg wollte). Camplengo ist sehr schoen und idyllisch gelegen und allein aus diesem Grund hat sich der weitere Weg unbedingt gelohnt. Aber auch aus einem anderen Grund: Iris hat fuer uns alle toll gekocht und die Atmosphaere war sehr herzlich und familiaer. Neben Alfons, der mich unterwegs ueberholt hatte, gab es ein Wiedersehen mit den drei Pilgern Max, Georg und Willy aus Deutschland. Ausserdem waren da noch ein Paar aus Kalifornien sowie Andre aus Muenster, der mit dem Fahrrad unterwegs war. Gewoehnungsbeduerftig aber auch witzig waren die sanitaeren Einrichtungen: es gab einen laenglichen Raum, in dem 3 Duschen und 3 WCs untergebracht waren, lediglich getrennt durch Vorhaenge. Die Spuelkaesten hatte Iris liebevoll mit Kunstblumen verschoenert.
Spuelkaesten in der Herberge von Iris