Maria mit Jesuskind hoch ueber Santoña
Nach einem spaeten Fruehstueck, das in der Jugendherberge erst ab halb neun gab (das man mit der Lupe suchen musste) machte ich mich auf den Weg. Noerdlich der Anlegestelle der Faehre musste dieser Weg beginnen. Also stieg ich dort, wo die Uferpromenade nicht mehr weiter ging, so wie es im Wanderfuehrer beschrieben war, die Stufen hoch und kam zu einer riesigen Skulptur einer Madonna mit Jesuskind, der Patronin von Santoña.
Von dort kam ich weiter zu den Ruinen einer mittelalterlichen Festung, und ab dort weiter auf einen kleinen Pfad, aehnlich wie er im Wanderfuehrer beschrieben war. Leider wurde dieser schmaler und schmaler, unter mir taten sich tiefe Abgruende auf, jedoch mit tollen Ausblicken auf kristallklares und smaragtgruenes Wasser. Hmm, aber das konnte der richtige Weg auf keinen Fall sein, denn schliesslich verlor sich der Pfad im Nichts und es war kein Weiterkommen mehr. Also drehte ich schliesslich wieder um. An der Festung traf ich endlich jemanden, den ich nach dem Weg fragen konnte. Netterweise hat mich dieser sogar mit seinem Auto ein Stueck mitgenommen bis an die Stelle, an welcher der richtige Weg begann.
Leider verliefen weite Teile dieses Weges inmitten dichten Bewuchses, so dass der ersehnte Ausblick auf die Steilkueste nur an bestimmten exponierten Stellen moeglich war, so dass ich diesen Umweg nicht unbedingt empfehlen kann. Ein kleiner Abstecher zum Leuchtturm El Caballo sollte laut Wanderfuehrer den Blick freigeben auf bizarre Felsnadeln und und sehr klares Wasser. Hierzu waeren allerdings rund 700 unregelmaessige und verwitterte Stufen zu bewaeltigen gewesen. Nach 125 Stufen ueberlegte ich mir nochmal das ganze und machte wieder kehrt. Lohnenswert war schliesslich der Blick auf den Strand von Berria. Beim Abstieg bot sich dann die seltene Gelegenheit, in einen Gefaengnis-Innenhof von oben sehen zu koennen.
Blick auf den Strand von Berria
Ab Noja mit seiner fantastischen Bucht fuehrte mich der Weg dann wieder in das Landesinnere, um ueber Isla und Arnuero und Bareyo zu meinem naechsten Etappenziel, nach Guemes zu kommen. Immer wieder wollte es anfangen zu regnen, um sich dann schliesslich immer mehr einzunieseln, was mit einem oefteren "Aus" und "An" der Regenbekleidung einherging.
Nieselwetter auf dem Weg nach Guemes
Ab Bayero waren auf einmal die Strassenraender mit zahlreichen Autos zugeparkt, Fotografen liefen mit ueberlangen Objektiven herum, Polizei hatte die Strasse abgesperrt und liess niemanden durch. Ich fragte einen Polizisten, wie ich denn nach Guemes kaeme. Er bedeutete mir, ich solle mich an den Zuschauerreihen hinten vorbeidruecken. Na gut... In diesem Moment verstaerkte sich der Regen und nach einem Ralleywagen, der mit lautem Getoese vorbeigerasr war, kehrte auf einmal Ruhe auf der Strasse ein. Es war eine eigentuemliche Stimmung, die Leute standen da und warteten, waehrend ich in aller Seelen Ruhe sozusagen als "pilgernder Ralleyteilnehmer" die Strasse entlangging, einmal sogar Applaus von den Zuschauerreihen inbegriffen. Langsam leerten sich die Strassenraender, die Zuschauer packten nach und nach ihre Sachen und gingen wieder. Ich nehme an, das Rennen war abgesagt worden.
So kam ich schliesslich doch noch ueber die freie Strasse rechtzeitig zur Herberge von Pater Ernesto in Guemes, der selbst Pilger ist, und dessen Gastfreundschaft sich unter den Pilgern schon weit herumgesprochen hat. Pater Ernesto erlaeuterte uns seine Arbeiten und zeigte uns seine Arbeitsraeume und das Archiv, das thematisch neben Literatur zu den Jakobswegen auch umfangreiches Material ueber seine Weltreisen als Missionar (hierbei u.a. 80.000 Fotos) beinhaltet. Dieses Dokumentationsmaterial wird zur Zeit in Zusamenarbeit mit der Universitaet Santander digitalisiert und archiviert. Interessant waren auch die Aussagen von Pater Ernesto zu den Eukalyptusplantagen in der Region, die hier seit Jahrzehnten zum Zweck der Papierproduktion angepflanzt werden, aber aus oekologischer Sicht aeusserst bedenklich sind und einer naturnahen Waldbewirtschaftung kontraer entgegenstehen. Frueher war hier ein Mischbestand aus Eichen, Kastanien, Ahorn und Oliven domierend.
Nach einem gemuetlichen Abendessen (bei Musik von Josef Haydn), das wir alle in entspannter und in guter Atmosphaere an einem grossen Tisch zusammen eingenommen haben, gingen wir ins Bett, um die Eindruecke des Tages zu verarbeiten.
 
