Heute morgen war ich doch tatsaechlich der Letzte der die Herberge verlassen hat. Dafuer habe ich natuerlich eine Entschuldigung: Trotz Ohropax hat mich das allgemeine Schnarchkonzert wirklich um den wohlverdienten Schlaf gebracht, denn diese Dinger muessen mir nachts irgendwie aus den Ohren rausgefallen sein. Ziemlich gewoehungsbeduerftig das Ganze. Zwei nette Frauen mittleren Alters (unsere Kinder wuerde sagen "alt"), die deutsch sprachen, konnte ich gerade noch fragen, ob sie denn auch den Abstecher zum Kloster "San Juan de la Pena" machen wollen. "Ja" war die Antwort, aber sie wuerden ein Taxi nehmen, denn der Weg werde ihnen sonst zu weit. Das kam mir sehr entgegen und ich aeusserte, dass ich mich da gerne anschliessen wuerde. So verabredeten wir uns zum Fruehstueck in einer nahegelegenen Bar.
Als ich dann als letzter die Herberge verlassen wollte, befiel mich dann noch eine leichte Panik, denn die Haupteingangstuer war verschlossen und obwohl ich mehrmals klingelte ruehrte sich keine Menschenseele. Ich malte mir schon aus, wie ich durch ein Fenster auf den Innenhof gelangen koennte, um von dort ueber eine Balustrade dann schliesslich auf die Strasse zu klettern; denn alle Fenster, die direkt zur Strasse fuehrten waren vergittert. Ich war auf einmal eingesperrt und in der Bar warteten die beiden mit dem Taxi. Na Toll!
Darauf ging ich noch mal zum vergitterten Eingangstor und sprach einen voruebergehenden aelteren Spanier "mit Haenden und Fuessen" auf meine missliche Lage an und siehe da, ich entdeckte gerade in diesem Moment eine ziemlich versteckt angebrachte Klinke, die sich sogar oeffnen liess. So kam ich dann doch noch rechtzeitig in die Bar. Als ich diese Geschichte dort gleich den beiden Muenchnerinnen zum Besten gab um mein spaetes Kommen zu entschuldigen haben diese nur gelacht, denn es erging ihnen mit dieser Tuer ganz aehnlich.
Mit dem Taxi hat alles gut geklappt und mit 10 € pro Person war es zudem auch recht erschwinglich. So war die Strecke fuer mich gut machbar (32 km waeren mir bei diesen Hoehenunterschieden fuer den dritten Tag auf dem Camino doch entschieden zu viel gewesen) und ich hatte das grosse Glueck, auf diese Weise doch noch das Kloster San Juan de la Pena zu sehen. Dieses liegt in den Bergen angeschmiegt unter einem Felsvorsprung und stammt aus dem 11. bis 14. Jahrhundert. Eremiten haben diesen Ort schon im fruehen Mittelalter bewohnt. Das Kloster wurde zu einem der wichtigsten Kloester Spaniens. Ein Besuch lohnt sich unbedingt!
Der Weg zu Fuss ins Tal war wildromantisch und abenteuerlich, zum Teil so schmal, dass ich nur einen Fuss hinter den anderen setzen konnte, zum Teil war der Weg durch umgestuerzte Baeume versperrt. Diese Baeume brachten mich wohl darauf, ueber die schon oft zitierten Bilder nachzudenken, die einem der Jakobsweg gleichsam als Sinnbilder fuer den Lebensweg aufzeigen kann: Das Bild des Verwurzeltseins, der Symbiose, des neuen Lebens, aber auch das Bild eines Baumes, der umgestuerzt als vermeintliches Hindernis einen geplanten Weg versperren kann.
Der weitere Weg bot herrliche Aussichten auf eine liebliche Landschaft und grandiose Panoramen ...